Wassertrüdingen,
eine unter Bischof Joseph Schröffer errichtete Pfarrei in der mittelfränkischen Diaspora
Autor: Dr. Leo Hintermayr*
Im späten Mittelalter noch Sitz eines eigenen Dekanates im Westen der Diözese Eichstätt, war Wassertrüdingen seit der Einführung der Reformation 1528 durch den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach über Jahrhunderte hinweg eine gänzlich bzw. nahezu völlig evangelisch geprägte Stadt. Erst seit 1961 ist Wassertrüdingen auch wieder Sitz einer katholischen Pfarrei. Vorausgegangen war der unter Bischof Joseph Schröffer erfolgten Errichtung der Pfarrei eine unterschiedlich stark verlaufene Zunahme von Katholiken in Wassertrüdingen und den umliegenden Dörfern, die ihren Anfang Ende des 18. Jahrhunderts mit der Beherbergung von Emigranten der Französischen Revolution genommen hatte, sich nach dem Übergang des Fürstentums Ansbach an Bayern mit nach Wassertrüdingen gezogenen bayerischen Beamten und dem Zuzug weiterer Katholiken infolge des Eisenbahnbaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts fortsetzte und schließlich mit der Ansiedlung zahlreicher Heimatvertriebener nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichte. Lebten im frühen 19. Jahrhundert etwa zwei Dutzend Katholiken in Wassertrüdingen, wohnten dort in der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um die fünfzig und um die Jahrhundertwende ungefähr hundert Katholiken, bis ihre Zahl unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auf weit über tausend Menschen anstieg.
Von der Gottesdienstgemeinschaft zur Pfarrgemeinde
Als Bischof Joseph Schröffer mit Urkunde vom 13. März 1954 die Echtheit der für Wassertrüdingen bestimmten, in der Abtei St. Walburg, Eichstätt, gefaßten Reliquie aus den Gebeinen der hl. Walburga bestätigte, war schon abzusehen, daß die kleine, 1910 zu Ehren der Eichstätter Bistumsheiligen geweihte St. Walburgakirche in Wassertrüdingen den Bedürfnissen der großen Zahl der dort mittlerweile wohnenden Katholiken auf Dauer nicht mehr gerecht werden könnte. Die 1909/10 als erstes katholisches Gotteshaus Wassertrüdingens nach der Reformation erbaute Kirche entstammte noch einer Zeit, in der die Zahl der Wassertrüdinger Katholiken recht überschaubar war. Seinerzeit hatte wohl niemand ahnen können, wie rasch und vor allem unter welchen Umständen das neubarocke Kirchlein einmal an die Grenzen seiner Aufnahmekapazität gelangen sollte. Zu sehr schien alles auf eine weiterhin kontinuierliche Entwicklung der kleinen, wiewohl aber etablierten katholischen Minderheit in Wassertrüdingen hinzudeuten. Nachdem die Wassertrüdinger Katholiken Schritt für Schritt die Innenausstattung ihres Kirchleins vervollständigt hatten, erhielten sie 1933 durch die Bildung der Tochterkirchengemeinde Wassertrüdingen sogar eine gewisse Eigenständigkeit, die im Jahr darauf auch die Übertragung der St. Walburgakirche in das Eigentum der neu errichteten Kirchenstiftung Wassertrüdingen nach sich zog. An die mögliche Abstellung eines eigenen, nur für die kleine Schar der Wassertrüdinger Gläubigen zuständigen Geistlichen, geschweige denn an die Errichtung einer selbständigen katholischen Pfarrei Wassertrüdingen war damals freilich nicht im entferntesten zu denken.Erst mit dem Zuzug zahlreicher Heimatvertriebener im Gefolge des Zweiten Weltkrieges änderten sich die überkommenen Verhältnisse grundlegend – und zudem geradezu schlagartig. Vor diesem Hintergrund ist die bereits 1946 erfolgte Aufstellung eines eigens für die Wassertrüdinger Katholiken zuständigen Hilfsgeistlichen zu sehen, mit dem – einem Heimatvertriebenen – die bis heute ununterbrochene Reihe der ständigen Seelsorger in Wassertrüdingen beginnt. Spätestens ab 1955 – zwischenzeitlich hatte man auch schon ein Pfarrhaus gebaut – wurde die neu entstandene „Röm.-kath. Seelsorgestelle“ auch als „Expositur“ bezeichnet, ohne daß eine solche jemals förmlich errichtet worden wäre. Gleichsam Schlag auf Schlag folgten nun sozusagen die weiteren Schritte auf dem Weg zur eigenen Pfarrei, ehe es dann zu Beginn des Jahres 1961 tatsächlich soweit war. Mit Urkunde vom 1. Januar 1961 gliederte Bischof Joseph Schröffer die mittlerweile auch amtlich so genannte Expositur Wassertrüdingen aus ihrer Mutterpfarrei Cronheim aus und erhob sie zur selbständigen Pfarrei Wassertrüdingen.